Kennt Ihr das? Man kommt abends nach einem echt anstrengenden Tag nach Hause, haut sich etwas in die Pfanne, in den Topf, in den Ofen oder in die Microwelle (die besitze ich übrigens nicht) und wirft sich dann auf die Couch. Balanciert dann noch irgendwie den Teller vor sich her, während man sich mit der anderen Hand stupide durch das meist schlechte Fernsehprogramm zapped.
Ich habe es ja auch schon geschafft, einfach den ganzen Topf auf meine Knie zu stellen und so ganz primitiv meine Nudeln direkt aus dem Topf gegessen. Ganz ohne Teller, ganz ohne Stil, ganz ohne Hemmungen vor dem verlorenen Anstand und den abhanden gekommenen Tischmanieren (brauchte ich ja nicht, ich saß ja nicht am Tisch). Und soll ich Euch was sagen… Für den kurzen Moment war es mir auch echt völlig egal.
Ich hatte Hunger, ich wollte mich nicht mehr bewegen, ich wollte nicht mehr sprechen, ich wollte einfach sinnlos in den Fernseher starren und dabei mechanisch die Gabel zum Mund führen. Sch… auf schön!
Das war für einen kurzen Moment. Denn direkt einen Moment später, hatte ich quasi meine bisher erste außerkörperliche Erfahrung. Nun ja, es fühlte sich zumindest so an… Dazu muss ich vorher erwähnen, dass in meinem Wohnzimmer ein ziemlich großer Spiegel hängt, in dem man sich (bei ungünstiger Sitzposition auf der Couch) sehen kann. Hätte ich mal besser nicht in diese Richtung geschaut! Wobei, im Nachhinein war es gut. Denn dieses Etwas was mit butterglänzendem Mund dort auf der Couch lungerte und aussah wie ein Clochard der auf Besuch ist, war schon echt abschreckend. Und das Allerschlimmste an diesem Anblick war, dass ich die Person, die mir da entgegenglotze, auch noch ziemlich gut kenne.
„Neeeeeeeeeee!!!!“ dachte ich mir in diesem Moment und schämte mich vor mir selbst. „So nicht!“
Bevor man anfängt, nach getaner Arbeit, am Feierabend zu verwahrlosen, muss unbedingt die Notbremse gezogen werden. Wer heute seine Nudeln direkt aus dem Topf isst, trinkt morgen wahrscheinlich seinen Wein ohne Glas aus der Flasche. Und soweit sollte es nun wirklich nicht kommen!
Und deshalb lautet das Motto: AB HEUTE NUR NOCH SCHÖN (egal wie fertig man vom Tag ist).
So, und weil ich es dann auch direkt mal krachen lasse und mir ein ganzes Drei-Gänge-Menü gekocht habe, zeige ich Euch jetzt hier mal den Nachtisch. Schöööön in ein Glas gefüllt und nicht nur in eine Schüssel gehäuft. Den Rest des Menüs gibt es dann auch bald hier peu à peu.
Das ganze hier ist ein Holunder-Joghurt-Mousse mit fruchtigem Erdbeerpüree und genau das Richtige, um ein leckeres Sommer-Essen leicht und frisch zu beenden. Noch dazu, weil die Erdbeeren gerade den besten Geschmack ever haben und nicht nur schön aussehen.
Probiert es doch mal aus! Wie es funktioniert könnt Ihr hier lesen:
- 500 g Joghurt
- 250 ml Sahne
- 4 Blatt Gelantine
- 50 g Zucker
- 50 ml Holundersirup
- 250 g Erdbeeren
- 1 Pg Vanillezucker
- 2 EL Holunderblüten
- Zuerst die Schlagsahne sehr steif schlagen.
- Dann das Joghurt mit dem Zucker und dem Holundersirup verrühren.
- Die Gelantine auflösen und unter die Joghurtmasse rühren.
- Jetzt die steife Schlagsahne unterziehen und alles in schöne Gläser füllen.
- Die Gläser müssen jetzt mindestens 6 Stunden in den Kühlschrank (über Nacht ist noch besser).
- Kurz vor dem Servieren die geputzten und gewaschenen Erdbeeren pürrieren und die Holunderblüten unterziehen.
- Dann die Moussegläser mit dem Erdbeerpüree auffüllen und evtl. mit einer Erdbeere und Holunderblüten dekorieren.
Und jetzt noch eine kurze Anmerkung in eigener Sache: Nicht dass hier der Eindruck entsteht, dass ich nur für Fotos mein Essen schön anrichte und sonst ein völliges Lodderleben (kulinarisch) führe, meine Küche nie aufräume und meine Teller nie spüle. Nein! Ganz entschieden Nein! An 95% aller Tage, gebe ich mir wirklich Mühe alles so schön wie es die Zeit und Möglichkeiten zulässt anzurichten, bzw. aufzutischen. Und mal im Ernst: Wenn’s schön aussieht, schmeckt es einfach mindestens dreimal so gut! Denn wie heißt es doch so treffend: Das Auge isst mit!
In diesem Sinne, macht Euch einen SCHÖNEN Sonntag (auch auf dem Teller!)
Eure
aus dem House No.15
Sonja
Liebe Tanja!
Dein Essen ist immer schön – sowie Du…innen und außen!
LG Sonja
Tanja
Liebe Sonja,
hach…ich weiß gerade gar nicht was ich sagen soll… Vielen lieben Dank!!!!
Ich hoffe es geht Euch gut und Ihr könnt trotz Groß-Projekt den Sommer und das sonnige Wetter genießen!
Knutscha nach München
Tanja
Renate
Liebe Tanja, dein Dessert sieht wieder sehr köstlich aus und das, was du beschreibst, hat bestimmt schon jeder von uns einmal erlebt. Das Auge mitessen zu lassen, ist doch viiiel schöner. Besser, als jedes Mal den Spiegel von der Wand zu nehmen… Herrliche Fotos hast du wieder „geschossen“! Ich freue mich schon auf den Rest deines Menüs
Herzliche Grüße
Renate
Tanja
Hallo Renate,
ja, die Alternative den Spiegel von der Wand zu nehmen ist echt ne Spur zu heftig. Daran habe ich ehrlich gesagt auch noch nie gedacht… Deshalb, dann doch lieber kultiviert speisen!
Bis bald zu den anderen Gängen ;-)
Liebe Grüße
Tanja
Tommy
Jetzt muss ich aber auch mal….
Eingangsfrage: „Kennt Ihr das?“…Öhm….UND WIE!!! Ich hab mich schon gefreut, dass da endlich mal Butter bei die Fische getan wird…und dann? Die Auflösung!!! Nix mehr Schmuddelessen, ab heute nur noch schön!!! Hmmm…soll ich ganz offen sein? An einem scheußlich grauen Novembersonntag, wenn der Topf mit den übrigen kalten Spaghetti vom Vorabend (bereits mit Ragú vermischt) noch in der Küche steht…dann hol‘ ich klammheimlich den Rest vom ehemals frisch geriebenen Parmiggiano aus der Kühlung, streu was über diese kalte rötlich-gelbliche Unordnung, und mampf‘ das so nebenbei am Schreibtisch….Gottseidank hat der PC ein nicht reflektierendes Display! :P
Ich bin ja so gar nicht der Dessertlover – aber DAS würd‘ ich auch nehmen…vorzugsweise als ‚Betthupferl‘. Beeindruckende, emotionsgeladenen Fotos – wie immer! Bin seeehr neugierig, auf das Menü, was diesem Dessert vorausging…
Super, Tanja – jetzt bist Du dran… ;)
Tanja
Hey Tommy,
najaaaaaa… ich bin im Einhalten von solchen Regeln nicht wirklich so konsequent und spätestens an einem von Dir so treffend beschriebenen grauen Novembertag werde ich wieder schwach und nachlässig. Aber so what?! Dann ises so und ich werde es genießen (nicht ohne vorher den Spiegel mit einem Tuch abzuhängen :-) )!
Schön, dass Dich auch mal ein Dessert *gekriegt* hat ;)
Liebe Grüße
Tanja
Lea von Rosy & Grey
Liebe Tanja,
ich musste gerade so schmunzeln. Diese außerkörperliche Erfahrung habe ich tatsächlich genau so schonmal erlebt und ich bin derart erschrocken dass ich sofort in die Küche gegangen bin und mir einen Teller geholt habe :D
Dein Nachtisch sieht unheimlich lecker aus, bin gespannt was du dir davor feines gezaubert hast :)
Liebste Grüße
Lea
Tanja
Liebe Lea,
ja ja…dieses gnadenlose Spiegelbild. Fluch und Segen. *lach*
Ich hoffe die anderen Dinge von meinem *ab heute nur noch schön*-tag gefallen dir auch.
Liebe Grüße
Tanja
Babette
Liebe Tanja,
Sie lassen sich aber auch stets ein ganz besonderes Thema sowohl im Hinblick auf ein Rezept als auch – vor allem – auf den Text einfallen. Welche Inspirationen Sie haben! Ein Drei-Gänge-Menü beginnend mit dem Dessert! Schon gleich zu Beginn meines Lesens verspürte ich erneut diese Geneigtheit zu Ihrem Blog. Auch wenn es unbestreitbar ist, was Sie in Bezug auf Tischmanieren schreiben, so bleibt doch das ganz spezielle Quäntchen Ihres Humors nicht verborgen. Tischmanieren haben die größte Außenwirkung, gelten als Indiz für Noblesse und eine gute Kinderstube. Natürlich bin auch ich manchmal versucht, Niveau und Stil, außer Acht zu lassen und sozusagen „vom Topf in den Mund“ zu speisen, aber nach Ihrem entzückenden fast schon ein wenig erzieherischen Blogbeitrag goutiere ich doch lieber die niveauvolle Variante einer Mahlzeit. Wenn es mir behagt, bevorzuge ich sogar das Auflegen meines Tafelsilbers. Ich bin gespannt, mit welchen „Werken Ihrer Trilogie“ Sie uns noch erfreuen werden. Ihr Dessert sieht äußerst erfrischend und deliziös aus, wobei ich Holunder nur als heißen Saft aus meinen Kindertagen kenne; sehr zu empfehlen bei Husten. Ihre Fotos haben wiederum eine schier unglaubliche Prägnanz und Farbbrillanz.
Notabene, vielen Dank für den Hinweis bezüglich Herbaversum. Ich bin freilich ein wenig beeindruckt, wie Sie mich doch schon ein wenig kennen, dass ich ebenda gerne mal online einen Besuch abstatten könnte.
Sehr herzlich
Babette
Tanja
Liebe Babette,
zur Ehrerhaltung muss ich sagen, dass meine Eltern zum Thema Tischmanieren beste Arbeit geleistet haben und ich zum Glück in der Lage bin Messer von Gabel zu unterscheiden und auch noch den Gebrauch dieser Hilfsmittel zur Nahrungsaufnahme beherrsche. Aber sobald man sich unbeobachtet fühlt, lässt man auch schon mal den Schlendrian walten und ist geneigt, die gute Kinderstube außer Acht zu lassen. Tja, ich war ja irgendwie nicht unbeobachtet…
Ich hoffe Sie mussten nicht beim Lesen des Beitrags vor Empörung husten, um dann gleich ein Glas Holundersirup zu sich zu nehmen (ich hoffe sie haben meinen nett gemeinten Unterton beim lesen erkannt).
Alles Liebe
Tanja
Clemens
Liebe Tanja,
oh, ein Drei-Gänge-Menü, das mit dem Nachtisch anfängt… Isst du denn die anderen zwei Gänge auch in umgekehrter Reihenfolge???? Nun, da wir alle daran teilhaben werden (jeder für sich natürlich *zwinker*), werden wir ja sehen, was du gezaubert hast. Deine Holunder-Joghurt-Mousse mit Erdbeeren sieht schon auf deinen phänomenalen Fotos ziemlich verführerisch aus…. Da fällt es bereits schwer, die Tischmanieren beizubehalten, gerade wenn man zu Hause ist und alleine auf der Couch sitzt. Aber mal ehrlich, das, was du wieder so herzerfrischend beschreibst, passiert doch hin und wieder uns allen. Da komme ich vom Sport, sollte eigentlich erst mal gar keinen Hunger haben, stürze mich trotzdem auf eine Schüssel mit Spaghetti, wärme sie kurz auf (hab‘ auch keine Mikrowelle) und schlinge sie hinunter. Zum Thema Tischmanieren fällt mir da allerdings ein, dass bei einem Geschäftsessen der Spaghetti-Zwischengang ein reines „Knigge-Kamikaze“ ist. Also lieber zu Hause allein essen – aber „in schön“; nicht unrasiert und wie ein Landstreicher aussehend… Dein Blogbeitrag hat mir aber, ohne dass an der Wand meines Wohnzimmers ein Spiegel hängt, zu denken gegeben. Meistens decke ich den Tisch für mich nicht besonders aufwendig. Das wird jetzt ein Ende haben, ich werde mir ein Beispiel an dir nehmen. Auch wenn es mir nicht gefällt, dass das Auge mitisst, und es dann dreimal so gut schmeckt…. Da sitzt dann nämlich wieder der Gourmand mit am Tisch. Aber mal so ganz unter uns: sich selbst sieht man ja immer negativer als einen die Anderen sehen. Ich bin mir sicher, dass dein Anblick im Spiegel immer noch einen sehr ästhetischen und sympathischen Menschen mit Ausstrahlung zeigte….
Mit einem breiten Grinsen und herzlichen Grüßen
Clemens
Tanja
Hallo Clemens,
bei dem Geschäftsessen mit Spaghetti im Zwischengang wäre ich sehr gerne Mäuschen gewesen und hätte beobachtet wie sich die Sauce an den Nudeln in schleudernder Bewegung auf Deinem Hemd verteilt hat. Und ein Drei-Gänge-Menü von hinten nach vorne zu essen, ist einfach mal was anderes. Wobei morgen dann erst mal die Vorspeise folgt. Ich hoffe sie gefällt Dir auch (und man darf sie sogar ganz offiziell mit den Fingern essen!)
Liebe Grüße
Tanja
Katharina
Liebe Tanja,
nach den Blüten in der Schokolade heute nun die Holunderblüten…..gepaart mit dem ultimativen erzieherischen Blogbeitrag. Wie schön, dass du uns mit deiner fabelhaft amüsanten Art des Texteschreibens mal auf das Thema Tischmanieren bringst. Und es ist ja so wahr, was du schreibst! Ich glaube jeder von uns sitzt hin und wieder dort, wo er nicht sitzen sollte und vor allen Dingen nicht, wie er essen sollte und stopft aufs TV starrend oder Zeitung lesend ohne jeglichen Stil Essen in sich hinein. Auch Freiherr Knigge war davon überzeugt, dass selbst die klügsten Köpfe nicht vor gesellschaftlichen Fauxpas gefeit sind. Eines hast du mit deinem Post erreicht: auch ich werde zukünftig mal ein bisschen stilvoller dinieren. Also, Kristallgläser, Tafelsilber, Stoffservietten herauskramen…. Ach, ich glaube, gaaanz normale Gläser, normales Besteck und normale Servietten tun’s auch. Hauptsache – SCHÖÖÖÖN! Schön sind auch wieder deine Fotos, wobei dies untertrieben ist, sie sind beeindruckend meisterhaft, dein Text „siehe oben“, das Rezept großartig köstlich und der ganze Blog unvergleichlich außergewöhnlich.
Wann kommt bitte der nächste Gang????
Herzlichst – mit einer ganz festen virtuellen Umarmung Katharina
Tanja
Liebe Katharina,
hmm…also Kristallgläser und Familiensilber kommen bei mir auch nicht auf den Tisch. Liegt auch daran, dass ich so etwas gar nicht besitze…. Aber es sich einfach ein wenig schön zu machen, reicht ja auch schon.
Morgen geht’s weiter mit dem nächsten Gang. Ich hoffe Du bist wieder mit dabei :-)
Liebe Grüße
Tanja
Sabine Korpan
Liebe Tanja,
Ich musste sehr schmunzeln als ich Deinen Post las ;-)
Noch dazu weil ich auch gerade über einer Schüssel hing …
Ab und zu braucht man das einfach, kicher.
Ein wunderschönes Dessert hast Du da gezaubert.
Da könnte ich jetzt auch noch eins vertragen.
Herzliche Grüße,
Sabine.
Tanja
Liebe Sabine,
ich hing zwischenzeitlich auch schon mal wieder mit dem Kopf im Trog… *lach*
Und Du hast vollkommen Recht: ab und zu braucht man das einfach!
Ganz viele liebe Grüße
Tanja
alina
Oh nöööööööö… na super! ich befinde mich quasi gerade in jenem moment (decke auf’m schoss, bier zur linken computer-hand, und im fernseher läuft auch irgendwas…) und dann lese ich diesen blogpost von dir. Shit! Jetzt fühle ich mich schon schlecht, bevor der topf nudeln (schon aufgesetzt) überhaupt „angerichtet“ ist… wobei, da fällt mir ein: kein spiegel in sichtweite! Yes, saved the day ;-))
Und trotzdem: sollte es bald mal auch mal wieder so ein schickes dessert geben sollen hier, dann auf jedenfall das von dir vorgeschlagene. sieht ja grandios lecker aus!
LG
Tanja
Liebe Alina,
ich habe auch schon überlegt den Spiegel zu eliminieren… *grins*
Aber das Dessert kann man auch getrost aus ner Schüssel löffeln ohne Gedöns und schön ;)
Solltest Du es nachmachen, guten Appetit!
Liebe Grüße
Tanja