{…dieses Ding mit Facebook und die Frage „Hast Du Lust auf poppen?“}
Wie wahrscheinlich Millionen von anderen Menschen auf dem Planeten beginnt mein Tag neben einem starken doppelten Espresso mit dem Blick auf Facebook.
Was ist so passiert in den letzten Stunden, in denen man mal nicht auf den Handybildschirm oder Rechner geschaut und einfach mal selig geträumt hat.
Es gibt tatsächlich immer noch Menschen die noch nicht bei Facebook sind.
Ich gestehe, ich bin oftmals neidisch, dass es Leute schaffen sich gegen dieses ganze Social Media Gedöns so standhaft zu wehren. Ich bin zu schwach dazu.
Dafür bekomme ich jetzt tagtäglich Informationen von Menschen, die man eigentlich nicht kennt und deren Tagesabläufe einen nicht unbedingt interessieren. Aber der Mensch ist ja ein Voyeurist und so habe ich mir abgewöhnt mich über geposteten Krankheiten und Mitleidsaufrufe aufzuregen. Ich weiß mittlerweile wann eine alte Schulfreundin, die seit ein paar Jahren in Südafrika wohnt, Pause macht, um einen Apfel zu essen. Die dicken Kinder einer früheren Nachbarin lassen meinen Bildschirm manchmal fast platzen und dass der Hund von Herr XY gerade Durchfall hat ist auch eine Information, die ich nicht zum Überleben brauche. Aber irgendwie geht es trotzdem nicht ohne.
Plötzlich hat man 1000 Freunde.
Plötzlich hat man 1000 Freunde. Hallo? 1000!
Was wäre, wenn man mal einen virtuellen Freund wie einen echten Freund behandeln würde? Ich könnte zum Beispiel am Samstag mal bei Benjamin aus Bielefeld klingeln und mir einen Rasenmäher ausleihen und dann auch noch ungefragt zum Essen bleiben, weil ich am Abend nichts Besseres zu tun habe. So wie man das bei einem echten Freund auch machen würde. Ich könnte mich auch mal darüber beschweren, dass keiner mit Kuchen an meinem Geburtstag vor der Tür stand. Oh Gott, nein besser nicht. Nachher macht das tatsächlich noch einer….
Facebook ist für viele eine kostenlose Kontaktbörse.
Zumindest benehmen sie sich so. Wem Parship und Co zu teuer ist, meldet sich bei Facebook an und belästigt völlig fremde Menschen mit geschriebenen Aufdringlichkeiten und Fotos über die ich jetzt hier gar nicht sprechen möchte. Zum Glück hat ja jeder noch die eigene Entscheidungsfreiheit wann man welche Nachricht öffnet und vor allem wem und ob man dann auch noch antwortet.
Wären die Menschen wenigsten halbwegs kreativ und würden nicht einfach plumpe Anmachsprüche raushauen, dann hätte das ganze ja eventuell einen gewissen Unterhaltungswert. Aber das macht ja kaum einer.
Wer verbirgt sich hinter solchen Nachrichten? Einsame Menschen, die sich abends nicht trauen an der Bar jemanden anzusprechen? Muss ja irgendwie so sein! Menschen die nur mit einer Papiertüte auf dem Kopf das Haus verlassen sollten? Bestimmt!
Gerade neulich habe ich mich mit FrauBpunkt darüber unterhalten, wie traurig es ist, dass die Anmach-Barkultur irgendwie so völlig ausgestorben ist. Früher ging man in eine Discotheke (heutzutage heißt das ja nur noch Club), stellte sich an die Bar, flirtete mit dem Barkeeper und trank sich einen. Irgendwann stand man nicht mehr alleine dort und wer wollte ging auch nicht alleine nach Hause. Man holte sich quasi früher die Dosis Selbstbestätigung am Tresen. Und heute? Heute ist man wer, wenn man viele Facebookfreunde und Follower auf allen Sozialen Kanälen hat. Man datet sich ohne seine vier Wände zu verlassen. Solange der Akku durchhält, läuft es.
Eine geschrieben plumpe Anmache ist so schmackhaft wie warmes Bier mit Wodka gemischt. Nach dem ersten Schluck ist einem schlecht. Nach dem zweiten Schluck muss man muss sich übergeben.
Dann verlasse ich doch lieber mein Home-Zone, treffe wahrhaftig echte Menschen, die mir zumindest live in die Augen sehen. Auch wenn die Frage „Hast Du Lust auf Poppen?“ sehr direkt und vielleicht nur teilweise zielführend ist, so kommt sie dann doch von jemand, der Dir dabei nett zuzwinkert, sympatischer rüber, als wenn diese Nachricht mit einem Zunge raustreckenden Emoji auf Deinem Handy auf“poppt“.
Echte soziale Kontakte sind zudem gesund.
Der Körper produziert schließlich nicht umsonst das Hormon Oxytocin, dass einen wichtigen Einfluss auf die sozialen Interaktionen nimmt und bei Berührung ausgeschüttet wird.
Wenn man also abends Schulter an Schulter mit seinen Kumpels ein Bier trinkt. Wenn man zu zweit und viel zu dünn angezogen auf einem Motorrad durch die Lande fährt und einem nichts anderes übrigbleibt, als sich an den Vordermann zu pressen. Wenn man sich einfach mal in den Arm nimmt.
So, jetzt mache ich mein Facebook-Fenster zu und freue mich auf meinen Freund, der heute Abend vorbeikommt. So ganz echt. Ein Mensch aus Fleisch und Blut.
Es wird nichts Digitales geben, keine Fotos von fremden Leuten, keine Geschichten aus fremden Leben.
Aber die Frage „Hast Du Lust auf Poppen?“ stelle ich ihm trotzdem. Die hat allerdings nur mit meiner Mango-Süßkartoffelsuppe zu tun, die ich heute Abend auf den Tisch bringe.
Denn ohne Chili-Popcorn ist die Suppe nur halb so gut….
- 500 g Süßkartoffeln
- 1 Zwiebel
- 2 Knoblauchzehe
- 1 kleine Chili
- 20 g Ingwer
- 500 ml Kokosmilch
- 500 ml Gemüsebrühe
- 100 ml Weißwein
- 1 Mango
- 1-3 EL Limettensaft
- 2 EL neutrales Pflanzenöl
- 2 EL Chiliöl
- 30 g Popcorn-Mais
- Salz, Pfeffer
- Knoblauch, Ingwer und Zwiebel in feine Würfel schneiden und in heißem Öl anbraten. Süßkartoffeln schälen und würfeln und kurz mitdünsten.
- Mit Weißwein ablöschen und einreduzieren lassen.
- Kokosmilch und Brühe angießen und für 15 Min kochen lassen.
- Mango schälen,in Würfel schneiden und mit der klein geschnittenen Chili zur Suppe geben.
- Minuten kochen lassen und dann pürieren.
- Mit Salz und Pfeffer abschmecken.
- In einer Pfanne das Chilliöl erhitzen und den Mais dazu geben.
- Mit einem Deckel verschließen und warten bis alle Körner aufgepoppt sind.
- Mit Salz nachwürzen.
- Die Suppe in Schalen füllen und mit Chili-Popcorn anrichten.
Und wer lieber ne andere Suppe auslöffeln möchte, dem empfehle ich diese Pastinaken-Suppe mit Kokosschaum. Das wunderbare Chiliöl bekommt Ihr hier bei Antikleia.
In diesem Sinne, nutzt Eure freie Zeit für echte Menschen in Eurem Leben, dann klappt’s auch mit „allem anderen“ ;)
Eure
aus dem House No.15