{…und weil Kuchen und Sex doch etwas miteinander zu tun haben…}
Auch wenn meine Freundin meint, dass ich hier nicht „darüber“ schreiben soll…. Ich tue es trotzdem! Mein Blog, meine Regeln, meine Themen….
Aber jetzt mal ganz von Anfang:
Kerstin* (den Namen habe ich der Fairness wegen geändert), eine sehr gute Freundin von mir, führt seit Monaten eine Fernbeziehung.
Wenn sie nicht vor Sehnsucht jammert und mir stundenlang am Telefon die Ohren vollheult, redet sie sich gerne mal ein, dass so eine Entfernung beziehungstechnisch ja auch durchaus von Vorteil sein kann. Man freut sich aufeinander, hat diese kleinen doofen Alltagssorgen nicht, alles ist schön. (Ich korrigiere: alles MUSS schön sein, denn die Zeit von Freitag bis Sonntag ist einfach zu kurz für Blödes). Kerstin lebt also an den Wochenenden in ihrer rosa Blase. Dass man an diesen Tagen keine Nachricht oder einen Anruf von ihr bekommt, daran habe ich mich schon gewöhnt. Der Anruf kommt dann erst am Montag, wenn sich Ihr Kerl wieder kilometerweit entfernt befindet. Das mit den Vorteilen von Fernbeziehungen ist also für alle beteiligten (mich eingeschlossen) immer relativ zu betrachten.
Letzten Dienstag ruft sie mich völlig empört an. Ich hatte eigentlich damit gerechnet, dass sie mir wieder die Schmacht-Whats-App von und an Mister Right vorliest. Weit gefehlt…
„Mein Nachbar von oben hat eine neue Freundin!“ bricht es direkt aus ihr heraus.
„Aha!“ mehr fällt mir dazu leider nicht ein.
„Ich konnte mal wieder die ganze Nacht nicht schlafen!“ „Wegen der neuen Freundin Deines Nachbarn?!“ „Ja, wegen der! Diese hysterische Kuh!“ „Hä? Du kennst sie also schon?“
„Seit über einer Woche kenne ich sie besser, als mir lieb ist!“ Kerstin schnauft empört in den Hörer. Ich hasse es, wenn ich in einer Unterhaltung nur Brocken vorgeworfen bekomme und mir den Rest irgendwie selbst zusammenreimen muss. „Kannst Du bitte in vollständigen Sätzen sprechen und mich aufklären, was Dich hier gerade so in Rage bringt?!“
„Nö! Das musst Du selbst erleben! Komm heute Abend zu mir und bring was zum Übernachten mit!“ Da ich nichts vorhabe und ein gemeinsamer Abend eh schon lange mal wieder fällig ist, lasse ich mich also breitschlagen und stehe mit Zahnbürste und Schlafklamotten im Gepäck um 18.30 Uhr vor Kerstins Tür.
„Komm rein, wir haben nicht viel Zeit zum Quatschen! Um 22 Uhr spätestens müssen wir im Bett liegen!“ „Du spinnst doch! Ich dachte wir machen uns einen gemütlichen Abend!“ „Abwarten wie gemütlich der noch wird!“ blafft sie mir entgegen und schiebt mich in die Küche.
„Also was ist denn jetzt mit der neuen Freundin deines Nachbarn?“ „Tanja, Du kannst es Dir nicht vorstellen… Jeden Abend schieben die da über mir eine Nummer! Um Punkt 22 Uhr geht es los. Und dann diese Töne, die sie und er dabei von sich geben. Ich dreh durch!!!“ Kerstin schlägt sich theatralisch die Hände vors Gesicht, während ich mir ein Grinsen nur schwer verkneifen kann. „Freu Dich doch für Deinen Nachbarn…!“ „Freuen? Hallo? Das klingt als ob man zwei pubertierende Affen mit Kokain und Viagra zugeballert hat und einfach abwartet was geschieht! Das kann man nicht mal mehr Sex nennen, was die da treiben!“ Ich fange laut an zu lachen. „Sag mal, kann es sein, dass Du einfach eifersüchtig bist?“ „Pffff… eifersüchtig. Was ein Quatsch! Ich habe mal recherchiert: Der Durschnitts-Deutsche hat ca. 140 Mal Sex pro Jahr. Wenn die da oben so weiter machen schaffen die Ihre Quote in einem Drittel der Zeit!!!“ „Dein Nachbar und seine neue Freundin sind in der Viel-Sex-Phase. Das ist doch normal am Anfang einer Beziehung! Gönn es ihnen doch!“ Ich versuche zu klingen wie eine Waldorflehrerin auf buddhistischem Erleuchtungstrip. „Wenn Du einmal gehört hast, was ich jetzt über eine Woche lang hier jeden Abend mitmachen muss, wirst Du verstehen was ich meine!“
Kerstin schaut auf die Uhr. „Los, wir müssen ins Bad und dann ins Bett!“ scheucht sie mich auf, dass ich gerade noch schnell mein Glas Rotwein herunterstürzen kann und mir noch eine Hand voll Chips in den Mund stopfe.
Um 21.57 Uhr liegen wir nebeneinander im Bett. Jeder in seinem ollen ausgeleierten Schlafshirt, ungeschminkt, auf dem Rücken und die Arme auf der Bettdecke. Keiner sagt etwas. Wir warten einfach.
Es wird 22.02 Uhr. „Die verspäten sich heute!“ merke ich trocken an und überlege mir gerade, wie es wohl für einen Außenstehenden wirken mag, wie wir hier liegen. Gerade schießt mir das Bild von Waldorf und Statler (die zwei Alten vom Balkon aus der Muppetshow) durch den Kopf, als man ein Schnaufen von oben hört.
„Da! Jetzt geht’s los!“ ruft Kerstin aufgeregt und schiebt sich ihr Kissen unter dem Kopf zurecht.
Ein weibliches „OOOOCH“ weht durch die Zimmerdecke zu uns nach unten. Es klingt als ob sie gerade sagen möchte: „Ooooch, schon wieder kein fettarmer Joghurt im Kühlschrank!“ Kurz darauf ein männliches Ächzen, was stark an einen alten Mann erinnert, der sich zu Bücken versucht, um seine Klettverschluss-Schuhe zuzumachen. So ähnlich wie: „UUUUUUHHHH, meine Knie machen auch nicht mehr so mit…“ Das Quietschen der Bettfedern vermischt sich rhythmisch mit den Ooooochs und Uhhhhhs.
Kerstin schaut triumphierend zu mir herüber. „Na, ist DAS nicht scheiße? Sag doch mal! Das klingt doch echt mies!“ Kerstin sitzt mittlerweile aufrecht und mit verschränkten Armen, schmollend im Bett. „Hm… ich sag mal so, SEX, den man nicht selbst hat, klingt irgendwie immer mies!“ denke ich laut. „Da hast Du Recht! Aber es ist doch auch wirklich grauenvoll, wenn man anderen dabei zuhören muss. Das ist wie, wenn man jemanden Kuchen essen sieht, da bekommt man auch gleich Lust selbst welchen zu essen…!“
Wir sitzen einfach da und lauschen nach oben. Kerstin schüttelt immer mal den Kopf. Ich schäme mich ein wenig über mich und überlege was wohl schlimmer ist: wenn man zugibt Frauentausch im Fernsehen zu schauen oder wenn man gesteht den Nachbarn beim Sex zuzuhören, als sei es das neuste Bestseller-Hörbuch.
Ein lautes abschließendes „Och-Uh“ kommt von oben und dann ist Stille.
„So, jetzt haben wir knapp ne Stunde Zeit, bis es weiter geht…“ sagt Kerstin und grinst mich an. „Lust auf Kuchen?“
(…)
Habt Ihr jetzt auch Lust auf….äh…. Kuchen?
Dann gibt’s hier noch schnell das Rezept:
- Für den Mürbeteig:
- 150 g Mehl
- 80 g Zucker
- 80 g Butter
- 1 Eigelb
- 1 TL abgeriebene Bio Orangenschale
- 1 Prise Salz
- 1 EL kaltes Wasser
- Für die Mandelfüllung:
- 100 g weiche Butter
- 100 g Zucker
- 2 Eier
- 100 g gemahlene Mandeln
- 2 TL Mehl
- 1,5 TL abgeriebene Bio Orangenschale
- ½ Flasche Bittermandelöl
- Für das Topping:
- 300g Doppelrahmfrischkäse
- 60 g Puderzucker
- Saft einer Limette
- 200 g Magerquark
- gemischte Sommerbeeren nach Wunsch
- Minze
- Puderzucker zur Deko
- Für den Mürbeteig alle Zutaten zu einem glatten Teig verarbeiten.
- Diesen dann in die Form drücken und mit Folie abgedeckt eine Stunde im Kühlschrank ruhen lassen.
- Die Form nun aus dem Kühlschrank holen, am Boden mehrmals mit einer Gabel einstechen, mit Backpapier auslegen und mit getrockneten Kichererbsen o.ä. befüllen und den Teig 10 Minuten bei 190 Grad vorbacken.
- Die Kichererbsen und das Backpapier entfernen und die Form noch mal für 5 Minuten in den Backofen schieben.
- Für die Mandelfüllung die Butter, Zucker und Eier mit dem Handmixer schaumig schlagen.
- Danach die restlichen Zutaten vorsichtig unterheben und in den vorgebackenen Mürbeteig füllen. Den Kuchen noch mal für 30 Minuten in den Ofen schieben.
- Den Kuchen auskühlen lassen und auf eine Tortenplatte setzten.
- Für das Topping den Frischkäse mit dem gesiebten Puderzucker und dem Limettensaft glatt rühren und anschließend den Quark unter den Frischkäse heben.
- Alles auf dem ausgekühlten Kuchen verteilen und großzügig mit Beeren belegen.
- Eventuell mit Minzblättern ausgarnieren.
- Mit Puderzucker bestreut servieren.
Am Freitag darauf bekam ich dann übrigens diese Nachricht von Kerstin auf mein Handy: „Mister Right ist wieder in der Stadt *freu ! Jetzt zeigen wir denen da oben mal was Lautstärke bedeutet!!! Schönes Wochenende für Dich! *Kuss-Emoji“
Ich muss gestehen, dass mein Bedarf an Kopfkino für die nächste Zeit erst einmal gedeckt ist.
Ich wünsche Euch eine erlebnisreiche Zeit…. *hüstel
Eure
aus dem House No.15
Birgit von Tischlein Deck dich
So ich gehe dann mal in die Küche…zum Kuchen backen. Was denkst du denn? ?Liebe Grüße Birgit
Tanja
Ha ha ha….
Ich wünsche Dir ganz viel Spaß in der Küche, liebe Birgit… beim….Backen ;)
Liebe Grüße an Dich
Tanja
Kai
Es gibt doch echt schlimmeres als solche Töne von oben …….
Sehr gut geschrieben ……..
Tanja
Also auf Dauer kann das glaube ich schon nerven…
Danke für Deinen Besuch im House lieber Kai!
Jasmin
Oh mein Gott,ich brech zusammen….
Was eine abgefahrene Geschichte. Ich bin heute das erste Mal auf Deinem Blog gelandet und sehe schon, dass es sehr viel lustigen Lesestoff für mich gibt. Wie gut, dass ich morgen in den Urlaub fahre, da spare ich mir glatt ein Buch ein. Ich hab ja Deine Stories.
Echt toll! Mal von den Hammerfotos und dem Essen im Allgemeinen abgesehen.
Du hast einen neuen Fan!
Mach bitte weiter!
Liebe Grüße
Jasmin
Tanja
Liebe Jasmin,
ich freue mich wirklich sehr, dass Du hier im House gelandet bist. Vielen Dank für Deinen lieben Kommentar :)
Einen tollen Urlaub für Dich, genieße es und erhol Dich!
Viele Grüße
Tanja
Thomas
Ich geh dann mal Mandelkuchen backen!
Einfach nur wunderbar Tanja!! ?❤️
Tanja
Huhu Thomas,
oh ja, back mal uchen… Sag mal kann das „green egg“ auch Kuchen backen?
Das Ding ist sooooo toll! :)
Ganz liebe Grüße
Tanja
Natja
Ich weiß genau, wovon Du sprichst. In meinem Fall war es die Nachbarin auf der anderen Seite der Wand in meiner Studentenbude. Ich glaube, ihr Bett stand quasi genau neben meinem. Es ist tatsächlich noch peinlicher, wenn man die Leute relativ gut kennt, sympathisch findet und ihnen ständig begegnet, z.B. auf Partys, oder gar von ihnen eingeladen wird. Egal wie angeregt das Gespräch oder wie interessant die Diskussion, irgendwie muss man immer an ihre Akustik im Bette denken.
Schade, dass ich damals nicht auf die Idee gekommen bin, während der Vorstellung der beiden Kuchen zu backen …
Tanja
Hey Natja,
egal wo sie wohnen und stöhnen, quietschen und juchzen…es ist auf Dauer echt anstrengend.
In solchen Momenten bin ich echt froh keine „Wand-an-Wand-Nachbarn“ im House zu haben.
Ich wäre, glaube ich, ziemlich überfordert diejenigen dann im Hausflur zu treffen…. *lach
Oder ich würde einfach in meiner direkten Art sagen: „Na, Spasssss gehabbbbt letzte Nacht?! Ich war quasi live dabei…“ :)
Dann vielleicht doch lieber stumm Kuchen backen…
Liebe Grüße
Tanja
Gundula
Hallo Tanja,
wo bin ich denn hier gelandet??? Ehrlich gesagt, ich habe gerade gemerkt, dass ich wahrscheinlich doch ein bisschen prüde bin: allein vom Lesen deines Blogs war ICH zuerst peinlich berührt. Wie blöd ist das denn??? Man erwartet „sooo“ etwas natürlich nicht, im Blog zu lesen. Dabei ist es derart heimelig im House No. 15!!! Du schreibst so wundervoll, deine Fotos sind prächtig, deine Rezepte sind sehr abwechslungsreich und durch deine Fotos so beeindruckend in Szene gesetzt. Was ich jetzt aber ganz besonders mitnehme – du hast mich ermutigt, meiner Nachbarin mal dezent ein paar Worte zu sagen….Ganz oft höre ich sie juchzen und quietschen – und es ist sehr eindeutig woher das kommt. Bisher habe ich mich nie getraut, ihr beim Treffen im Treppenhaus, etwas zu sagen…Vielleicht sollte ich ihr mal deinen Blogbeitrag empfehlen??? Dein Blog ist hervorragend, und ich bin begeistert!
Viele Grüße Gundula
Tanja
Hallo Gundula,
och…so ein bisschen prüde sein, schützt oft vorm schwanger werden *lach
Ich freue mich sehr, dass Du den Weg ins House gefunden hast und Dich hier wohl fühlst.
Und bitte gehe unbedingt zu Deiner Nachbarin…und rede Klartext… oder schieb Ihr wirklich einfach wort- und grußlos einen Ausdruck von dem Text hier unter der Tür durch. Ich drücke Dir die Dauen für hoffentlich erholsame Zeiten in Deiner Wohnung!
Liebe Grüße
Tanja