Es begab sich vor gar nicht allzu langer Zeit, da zog eine Dame in das House No.15 ein.
Da die Dame aus der französischen Schweiz stammt, stellte sie sich mit ‚Madame‘ bei mir vor. Und da die Familie von Madame eine alte Adelsfamilie ist, trägt sie den vollständigen und stolzen Namen ‚Madame von Dü‘. Trotz des Adelstitels kommt die Dame sehr bodenständig und schnörkellos daher, genauso wie ich es bei neuen Mitbewohnern mag. Sie passt perfekt ins House No.15 und ich freue mich sehr, sie hier aufgenommen zu haben. So viel zu Tanjas Märchenstunde am Wochenende…
Denn eigentlich begab es sich so:
Ich ärgere mich über das Wetter da draußen. Ist das Winter oder was soll das sein? Deprimierendes Regenwetter und Temperaturschwankungen von bis zu 9 Grad innerhalb von 3 Tagen… Wie soll man da bitte seine gute Laune behalten? Auswandern wäre eine Möglichkeit. Will ich aber gar nicht, denn eigentlich bin ich mit dem Standort vom House No.15 ganz zufrieden. Also, ein Plan B muss her. Und der sieht wie folgt aus:
Abwarten bis es draußen dunkel ist (dann sieht man das Grau(en) vor dem Fenster nicht mehr), Kamin anzünden, Bärenfell aufschütteln (wenn man eins hat- ich habe keins!) und sich in eine Schweizer Berghütte träumen. Vielleicht habt ihr ja jemand der sich zur Verfügung stellt und für die Authentizität mit einer Kuhglocke vor der Tür läutet. Und wenn ich an Schweizer Berghütten im Winter denke, verbinde ich das unmittelbar auch mit dem Gedanken an geschmolzenen Käse. Also was liegt da näher, als sich ein erstklassiges Schweizer Käsefondue zu zaubern und sich damit vor dem Kamin niederzulassen.
Im House No. 15 haben viele Dinge eine Namen, das mag der ein oder andere vielleicht merkwürdig finden, aber ich habe gerne eine persönliche Beziehung zu den Dingen, die mich umgeben…auch wenn es nur ein schnöder Fonduetopf ist. Und Madame von Dü ist doch der perfekte Name für den Caquelon (so heißt der Topf nämlich eigentlich). Und das Beste an Madame ist: Sie lässt nix anbrennen…ja ja die Schweizer(innen)…aber auch gar nix. Nicht mal stark riechende Käsemasse!
Und so saß ich dann gestern Abend mit Madame (hoch wohl geborene) von Dü vor dem knisternden Kaminfeuer und tauchte abwechselnd Brotwürfel und gekochte kleine Kartoffeln in die geschmeidige Käsemasse. Ein Traum für den Geschmack – ein Horror für die Hüften. Das fatale am Käsefondue ist, dass man ja stundenlang sitzen kann und andächtig mit der Fonduegabel im Topf kreisende Bewegungen fährt. Sehr meditativ, wenn man sich dann nicht auch ständig etwas in den Mund schieben würde. Und oh Wunder, Knall auf Fall ist man dann plötzlich so satt, dass man nicht mal mehr schafft ein wenig vom Kamin abzurücken, weil das Wohnzimmer mittlerweile gefühlte 40 Grad Raumtemperatur erreicht hat. Der Käse lähmte jegliche Bewegung und saß mir wie ein dicker Kloß kurz vor der Unterlippe, so dass sogar der Schnaps (den ich zur Verdauungshilfe heran gezogen hatte) nur schwer den Weg am Käse vorbei in den Magen finden konnte. Ich konnte tatsächlich das Läuten der Kuhglocken hören, allerdings war es nur eine Fatamorgana, hervor gerufen von übermäßigem Käseverzehr. Oder mein Magen hat Geläutet und damit seinen Streik angekündigt, was ihm nicht mal verdenken kann. Aber leeeecker war’s- ich hätte einfach nur früher aufhören sollen. Und Madame von Dü, in ihrer ganz eigenen Schweizer Art, hat sich mal wieder rausgehalten. Die Schweiz eben…
Falls Ihr auch das Läuten von Kuhglocken, dank erhöhtem Sättigungsgrad, hören wollt oder einfach nur mal Lust auf geschmolzenen Käse habt, hier ist das Rezept:
- 350 g Greyerzer
- 350 g Emmentaler
- 1 Knoblauchzehe (nach Belieben)
- 400 ml säurebetonter Weißwein
- 1-2 gestrichene EL Speisestärke
- 2-4 cl Obstbrand (nach Belieben)
- Muskatnuss, Pfeffer
- Bauern- und oder Weißbrot in Würfel geschnitten
- Kleine Kartoffeln mit Schale gekocht
- Den Käse grob raspeln.
- Den Knoblauch nach Belieben halbieren, die Hälften nacheinander auf eine Gabel spießen und den Fonduetopf jeweils mit der Schnittfläche der Zehe ausreiben.
- Die Hälfte vom Wein in den Fonduetopf geben und auf dem Herd erhitzen.
- Dann den Käse und nach und nach auch den restlichen Wein unter Rühren zugeben – zunächst mit dem Rührbesen, später mit dem Rührlöffel.
- Die Mischung am Siedepunkt halten und kräftig rühren, bis der Käse aufgelöst und mit dem Wein verbunden ist. Je nach gewünschter Konsistenz – nicht so zäh, nicht zu flüssig – bleibt eventuell Wein übrig.
- EL Speisestärke mit 2 cl Obstbrand (oder Wasser) glatt rühren, in die kochende Käsemasse gießen und unter Rühren einmal aufkochen lassen. Nach Belieben die übrige Speisestärke und den Rest Obstbrand glatt rühren und die Käsemasse damit binden.
- Die Käsemasse beiseite stellen, mit Muskat und Pfeffer würzen. Den Topf auf das Rechaud stellen und die Masse am Siedepunkt halten.
- Das Brot so in mundgerechte Happen schneiden, so dass an jedem Stück Rinde ist. Mit der Fonduegabel ein Stück Brot durch die Krume bis zur Rinde aufspießen, in die Käsemasse tauchen, darin wenden und herausheben.
- Genauso mit den Kartoffeln verfahren.
- So nach und nach genüsslich Stück für Stück mit dem warmen Käse überziehen und genießen. Dabei immer wieder mit dem Brot oder Kartoffel am Topfboden entlang streichen, damit nichts anbrennt.
- Die Käsemasse ab und zu mit dem Rührlöffel kräftig durchrühren, damit sie sich nicht trennt.
Haben Eure Töpfe auch Namen? So wie z.B. der Schnellkochtopf „Herr F. Ix“ oder „Frau G. Gart“ oder die Kasserolle „Frau Stiel“?
Schreibt mir doch mal, ob Ihr auch so namenhafte Bewohner beherbergt.
Es grüßt Euch ganz herzlich
aus dem House No.15
Melanie
Hey das ist doch ein super Mittel gegen das schlechte Wetter :)
Sieht toll aus und super geschrieben!
Hier scheint auch das erste mal seit vielen Tagen die Sonne, das hebt die Stimmung direkt :)
Tanja
Liebe Melanie,
das Käsefondue hat das schlechte Wetter wohl vertrieben, denn seit gestern scheint hier auch die Sonne. Juhuuuu!
Wahrscheinlich hatte der, der fürs Wetter zuständig ist, Angst um meine Gesundheit und wollte nicht, dass ich ständig so fettes Zeug in mich reinstopfe, nur weil das Wetter gruselig ist ;)
Hat ja gut funktioniert.
Liebe Grüße
Tanja
Clemens
Liebe Tanja,
auf der Suche nach Food Blogs bin ich heute bei dir gelandet.
Gleich ist mir aufgefallen, dass es wie bei vielen anderen Blogs auch, an Kommentaren von Männern mangelt. Da Kochen meine Leidenschaft ist, seit ich denken kann, und so ziemlich alle, die mich kennen, unter meiner Kochwut leiden aber auch profitieren, muss ich jetzt hier auch mal meinen Senf, äh, Käse beisteuern.
Dein Blog gefällt mir sehr gut. Er ist äußerst witzig und abwechslungsreich geschrieben und deine Wortspielereien habe ich so in anderen Blogs noch nicht gefunden. Da wird das Lesen zur Besonderheit! Dass du den Gegenständen in deiner Küche Namen gibst, ist wohl typisch weiblich, aber wenn ich das hier lese, muss ich doch sehr schmunzeln über deine Marotte. Wir Männer lassen uns vielleicht höchstens durch unsere Frauen inspirieren, um dann unseren Autos einen Namen zu geben.
Deine Beschreibung von einem Topf voll mit geschmeidigem Käse ist absolut mundwässernd und kitzelt meinen Gaumen schon beim bloßen Anblick. Beim Betrachten deiner sensationellen Fotos und beim Lesen muss ich völlig unmännlich gestehen, dass selbst ich mich wie in eine schweizerische Berghütte versetzt fühle, mal abgesehen vom mir eingebildeten Knistern des Kamins…
Alles in allem ist dein Blog gar kein Käse wie ich finde – *augenzwinkern*… Gerne schaue ich mal wieder herein.
Ich wünsche dir weiterhin kochende Leidenschaft und mach‘ weiter so mit deinem starken Blog!
Viele Grüße
Clemens
Tanja
Hallo Clemens,
♥lich Willkomen im House No.15.
Toll, dass Du hier Deinen Käse-Senf dazu beisteuerst. Und Du hast Recht, Männer sind irgendwie wohl nicht so diiiiiie Blogleser.
Um so schöner, dass es dir hier gefällt ((: Naja und dass ich meinem Kochgeschirr Namen gebe, ist schon speziell, das weiß ich…aber so what?!
So hat jeder irgendwie einen an der Waffel! Und dass sich eine Mann in eine Berghütte träumt, ist doch wirklich nicht unmännlich! Träumen ist männlich, weiblich und menschlich *grins*
Ich hoffe Du besuchst mich mal wieder.
Viele Grüße
Tanja
Tina
Liebe Tanja!
Da ich anscheinend noch nicht ausgeschlafen genug bin, musste ich die Überschrift 2x lesen. Und danach extrem schmunzeln!
Deine neue Mitbewohnerin hat wirklich Stil – ich habe sie schon in mein Herz geschlossen und würde sie auch sofort bei mir aufnehmen ((: Einen Kamin ohne Bärenfell könnte auch unsere Haus-Nr. 3 ihr bieten… Nur würde sie hier bestimmt sofort ihre neuen Weggefährten, Herrn F.Ix und Frau Stiel, vermissen…
Nein, so schöne Namen haben meine Töpfe leider nicht. Aber ich spreche schon immer mit ihnen. Und hier ganz besonders mit meinen Kuchenformen (Na, Du kleines widerspenstiges Tarteletteförmchen? Könntest Du heute dafür sorgen, dass diese wunderschönen Tartelettes auch nach dem Auslösen noch wunderschön sind???) und Küchengeräten, Computer, Kamera,… – manchmal fordernd, häufig aufmunternd oder sogar flehend, durchaus auch mal liebkosend, je nach Bedarf und Stimmungslage.
Ich liebe Käsefondue, habe es aber jetzt schon ganz lange nicht mehr gegessen, geschweige denn, selbst gemacht. Ich kenne aber das Gefühl, davon ganz plötzlich pappsatt zu sein. Das Ende kommt immer sehr überraschend.
Deine Bilder sind wieder umwerfend und perfekt ge’time’t, um auch den zäh herunterlaufenden Käsetropfen noch einzufangen – toll!
Ganz, ganz liebe Grüße
Tina
Tanja
Hallo Tina,
hihi…ganz ehrlich…genau das war auch der Sinn der Überschrift. Manchmal muss man eben zweimal hinschauen, um den Sinn zu erkennen. Und ich liebe ja solche Wortspielereien. Ich würde Madame von Dü auch mal nach Aachen ins Haus-Nr.3 verschiffen, so als Urlaub vom House No.15 quasi. Sag Bescheid, wenn Du übergangsweise weiblichen Zuwachs im Geschirrschrank haben möchtest. ((:
Und übrigens: Ich spreche auch mit meinen Backformen. Nicht immer sehr freundlich…vor allem mit Herrn Gugelhupf Senior, der immer mal ganz gerne den Kuchen für sich behalten mag und mich schier in den Wahnsinn treibt. Oftmals war ich nahe dran ihn aus dem House zu verbannen, aber irgendwie gehört er ja doch zur Familie. Hm… *ratlos*
Der zähe Tropfen auf dem Foto war eine kleine Herausforderung, da ich als Rechtshänder mit links fotografiert habe, um mit rechts die Fonduegabel zu halten. Ich bin mit links irgendwie motorisch ziemlich eingeschränkt, habe ich mal wieder daran feststellen können.
Hab einen tollen Sonntag. Backst Du was?
Liebe Grüße
Tanja
Sia
Liebste Tanja,
ich kann mich gerade vor Lachen nicht halten :-) Ich liebe deinen Humor und deine Art zu schreiben. Du überrascht mich immer wieder :-) Also ich gebe meinen Utensilien keinen Namen aber vielleicht sollte ich das tun, dann würde mein Mann nicht immer ein Fragezeichen im Gesicht haben, wenn ich ihn bitte mir das „Dingsda“ zu reichen ;-) Dein Käsefondue, was soll ich sagen. ..mhhh ich liebe Käse und kann auch nie aufhören zu essen wenn es Käsefondue gibt :-) Erhol dich von deinem Käsemagen und hab ein schönes Restwochenende,
Sia
Tanja
Hallo liebe Dings…äh Sia (nein, wie könnte ich Deinen Namen vergessen ;-))
Vielleicht überlässt Du die Namensgebung einfach Deinem Mann, dann wird er Dich auf jeden Fall verstehen. Wobei, Männer stehen ja nicht wirklich auf so einen Kindergarten-Gedöhns. Mir ist das aber wurscht. Da steh ich drüber *grins breit*
Dir auch eine schöne Restwoche
Tanja