Vor genau zwei Tagen trafen sich Monsieur Beurre, Madame Oeuf, Général Sucre, Mademoiselle La Farine und Compter L’Eau im Maison Quinze zur Krisensitzung.
Wie immer wurde heftig über die Zustände in der französischen Küche diskutiert. Auf der Tagesordnung stand vor allem die Abschaffung des in die Jahre gekommenen Desserts „La poire belle Hélène“ (Birne Helene). Mademoiselle La Farine verwies scharf auf die Birnenrecht im Land und auch Madame Oeuf wechselte mehrfach in dieser Diskussion ihre Farbe von weiß nach braun. „Abäär, wo sollön denn all die kleine übsche poires in, wenn es gibt kein „La poire belle Hélène“ määr?“ „Und was iiist mit däm Vanillöeis? Mon dieu!“
Wörter wie Birnen-Überbevölkerung und Vanilleeisschmelze wurden in den Raum geworfen.
Général Sucre schlug kurz mit der flachen Hand auf den Tisch und bat um Ruhe. „Mesdames et messieurs…Wischtig ist, dass wir die umane Tötungsmethode beibealten und die Birnön unter keinen Umständön qualvoll sterbön lassen. Isch plädiere dafür sie weiterin très sahhnft in ein petite peu vin blanc, Wasser und Sucre zu garen und sie dann weiter zu verarbeitön.“ Zustimmendes Nicken aus allen Reihen. Compter L’Eau ermahnte, dass auch das Vanilleeis seine Berechtigung hätte und nicht als traurige zerlaufene Vanillesauce auf Beerenkompott enden sollte.
Um das Ganze hier abzukürzen wurde an diesem Tag der Beschluss gefasst, dass sowohl Hélène, als auch das Vanilleis an einem anderen Ort eingesetzt und eine neue Form der Daseinsberechtigung bekommen sollten.
Herausgekommen ist eine wunderbare Birnen-Tarte mit Vanilleeis. Très délicieux!
Und so waren alle Anwesenden einstimmig der Meinung, dass eine gute Lösung für das altmodische Dessert-Problääm gefunden wurde.
Jetzt wisst Ihr wie der Tarte-Ort entstanden ist, und Hélène stirbt weiterhin sanft und schmerzfrei in einem Sud aus Wein, Zucker und Wasser.
Mir persönlich schmeckt Birne Helene immer noch und wird auf keinen Fall von meiner ‚Karte‘ gestrichen. Aber in Fronkreisch, ticken die Küchenuhren ja alle ein wenig anders.
Wer also Lust auf Tarte Hélène hat, kann hier das Rezept begutachten:
- Birnen:
- 2 feste Birnen
- 250 ml Weißwein
- 100 ml Wasser
- 60 g Zucker, weiß
- ½ EL Zitronenschale, unbehandelt
- ¼ Vanilleschote(n)
- Teig:
- 200 g Mehl
- eine Prise Salz
- 1 EL Zucker
- 100 g Butter, gewürfelt und mehr für die Form
- 1 Ei
- 1 EL kaltes Wasser
- Guss und Belag:
- 50 g gehobelte Mandeln
- 60 g Butter, Zimmertemperatur
- 60 g Zucker
- 1 TL Vanillezucker oder etwas ausgekratztes Mark einer Vanilleschote
- 4 EL Sahne
- 1 Ei
- 2pochierte Birnen (siehe oben)
- Birnen:
- Weißwein in einen Topf geben, Zucker und die Zitronenschale zufügen. Vanilleschoteaufschneiden, Mark herausschaben und Mark und Schote in den Topf geben. Den Weißwein aufkochen und auf mittlere Temperatur schalten. Birnen schälen, halbieren, Stiele, Blütenansätze und Kerngehäuse entfernen. Die Birnenhälften in den Wein legen und in ca. 2 Minuten glasig dünsten, dabei einmal wenden. Die Birnen sollten aber noch bissfest sein. Im Wein auskühlen lassen. (Lässt sich gut vorbereiten).
- Teig:
- Mehl, Zucker, Salz, Ei, Butter und Wasser rasch zu einem Mürbeteig verkneten und in Frischhaltefolie wickeln. Im Kühlschrank ca. 30-60 Minuten kalt stellen.
- kleine Tarte-Formen (oder eine große mit dem Durchmesser 24cm) mit Butter einfetten.
- Teig auf bemehlter Arbeitsfläche rund ausrollen und die Backform damit auskleiden.
- Einen Rand formen und mehrmals einstechen. Nochmal 30 Minuten im Kühlschrank kalt stellen.
- Backofen auf 180°C vorheizen. Teigboden mit Backpapier auslegen und mit Backerbsen beschweren.
- Im vorgeheizten Backofen ca. 20 Minuten blind vorbacken. Teigboden komplett abkühlen lassen.
- Guss und Belag:
- Vorgebackenen Boden mit Mandeln bestreuen.
- Butter, Zucker, Vanillezucker oder Vanillemark und Sahne in einer Schüssel schaumig rühren. Ei unterrühren und Belag auf den vorgebackenen Boden streichen.
- Die pochierten halben Birnen fächerartig einschneiden und mittig in den Guss drücken.
- Eventuell mit Mandeln bestreuen.
- Im vorgeheizten Backofen ca. 20-25 Minuten backen.
- Auskühlen lassen und die Birne evtl. noch mit dem Weinsirup beträufeln und mit Puderzucker nach Belieben bestreuen.
- BON APPÉTIT
Euch allen wünsche ich UNE BELLE JOURNÉE!
À bientôt
Eure
aus dem House No.15
P.S. Den Ursprung der Poire belle Hélène könnt ihr übrigens hier nachlesen (klick)
Clemens
Oh là là, chère Tanja, qu’est-ce que tu fait avec moi?
Es ist ja nicht so, dass ich allen weltlichen Genüssen während der Fastenzeit entsagt habe; es bleiben schon noch ein paar Ersatzfreuden übrig…. *zwinker, grins*. Aber DU machst es mir dieses Mal sehr schwer, diese Tage durchzuhalten. Könntest du im Moment nicht ein paar mehr Ideen posten, die das männliche Heimwerkerherz höher schlagen lassen? Muss es heute ausgerechnet wieder Kuchen sein? Ich als passionierter Bakerman muss nun auch noch, deine mich zu Lachtränen rührende Birnentarte-Geschichte „ertragen“, ohne diese Köstlichkeit sofort nachbacken zu können. Gut, ich habe mir die Fastenzeit selbst auferlegt, aber irgendwie fühlt sich das alles für mich im Moment wie eine sanftere Variante von „50 Shades of Grey“ an. Gleichwohl fühlt sich dieses „ertragen“ trotzdem wie eine süße Folter an. Ich weiß – ich bin ja selbst schuld! Aber nach der Fastenzeit – da will ich’s wissen. Meine morgendliche Joggingrunde wird um ein paar Schlenker erweitert werden, und dann wird es dir in den Ohren klingeln, wenn ich deine phantastischen Backrezepte der Reihe nach „abarbeite“. Gerne würde ich mal als Monsieur Beurre oder Général Sucre Tarte, Muffin und all die anderen lukullischen Köstlichkeiten mit dir teilen *zwinker*. Dein Sprachtalent ist nahezu genial und dabei ist auch dein Wortwitz nach wie vor unübertroffen. Es ist immer wieder geistreich und originell, deinen Blog zu lesen. …und dass selbst die Birnen bei dir Namensschilder tragen ist irgendwie schön und passt zu dir; haben doch auch deine Töpfe und andere Küchenutensilien Namen… Deine Fotos lassen mir wieder das Wasser im Munde zusammenlaufen – wie immer!
Herzliche Grüße
Clemens
Tanja
Hallo Clemens,
was ein Glück macht das Wetter jetzt gerade mit, so dass Du Deine Joggingrunden ja noch ein wenig ausdehnen und Dir vielleicht auch eine kleine Belohnung dafür gönnen kannst. Und wenn die Fastenzeit vorbei ist, kommst Du aus Deiner Küche eh nicht mehr raus .
Liebe Grüße
Tanja
Katharina
Bonjour, chère Tanja,
zu mehr reicht mein Französisch leider nicht. Aber dafür haben wir Blogleser ja dich mit deinem wunderbaren Sprachtalent. Du verblüffst sicherlich nicht nur mich von Mal zu Mal aufs Neue. Kaum habe ich mich vom schenkelklopfenden Lachen beim pubertierenden Aschenputtel erholt, postest du heute einen ganz besonderen „Ta(r)t(e)ort“; garantiert ohne Leichen, es sei denn, man fällt vor lauter Lachen tot um, :O))). Dein Tarte-Ort Héléne gefällt mir ausgezeichnet, und beim Betrachten deiner Fotos beginne ich fast schon das Sabbern…. Die Geschichte, die deine Tarte und die gute eingedeutschte Birne Helene umgibt, ist mindestens so köstlich wie dein Rezept. Da wird das Genießen zum lukullischen Ereignis – ja fast schon zur geistvollen Zeremonie. Liebe Tanja, dein Blog macht so neugierig auf mehr – immer wieder und wieder!
Herzlichst – mit einer virtuellen Umarmung
Katharina
Tanja
Liebe Katharina,
also hmmm…Sprachtalent, trifft es wohl nicht ganz. Mit meinem Schulfranzösisch komme ich ganz gut klar, mehr ist dann aber auch nicht drin.
Schön, dass Du beim Tarte-Ort dabei warst :-)
Liebe Grüße
Tanja
Sabine Korpan
Liebe Tanja,
Was für ein schöner Post :-)
Bei dem leckeren Anblick wird mir ganz schwach…
Da hätte ich jetzt auch gerne was davon.
Schönes Wochenende,
Sabine
Tanja
Liebe Sabine,
Komm doch einfach demnächst vorbei! Teller und Kuchengabeln habe ich genug im House…und nen Sekt gegen Schwächeanfälle sowieso ;)
Liebe Grüße
Tanja