{…und die Sache mit dem Kohldampf…}
So Herrschaften, heute gibt es mal wieder einen kleinen Exkurs in die wunderbar peinliche Welt der Miss W. aus dem House No.15.
Im Leben einer Kaltmamsell ist ja nicht immer alles nur aus Zucker und lecker und wohlduftend.
Ganz im Gegenteil. Manches klebt, manches erzeugt beim Zubereiten merkwürdige Geräusche , einiges lässt einem die Tränen in die Augen treiben, weiteres verursacht blöde Flecken auf den Klamotten, die beim Waschen ums Verrecken nicht mehr raus gehen und wiederum anderes riecht einfach nur…äh…nun…erst mal unschön. Zuerst beim Kochen. Dann nach dem Verzehr.
Ich habe lange überlegt, ob ich so etwas hier schreiben kann. Aber mal ganz ehrlich. Wir sind doch unter uns, oder? Und auch das gehört einfach zum Leben dazu.
Damit Ihr eine Vorstellung habt wovon ich rede, fange ich mal ganz von vorne an:
Ich habe KOHLDAMPF! Und weil sich gelegentlich Leute beschweren, wenn etwas nicht absolut saisonal hier auf dem Blog verkocht wird (ja, ich nehme auch manchmal Dinge aus der Tiefkühltruhe!!!), halte ich mich jetzt mal an das ungeschriebene Foodblogger-Gesetz und bin gaaaanz im Herbst und dessen saisonalen Genüssen angekommen.
Ich habe mal spaßeshalber das Wort „Kohldampf“ gegoogelt. Und heraus kam einzig und allein die Bedeutung „großen Hunger verspüren“. Nun ja, ich könnte ja den Wikipedia-Eintrag um eine weitere Erklärung bereichern. Eine, die der Nahrungsaufnahme nachgelagert ist und dann nichts mehr mit dem Hungergefühl, sondern nur noch mit dem Wort „Dampf“ nach der Kohlaufnahme zu tun hat.
Ich hoffe Ihr versteht mich alle, denn das möchte ich eigentlich gar nicht weiter erläutern müssen.
Neulich stehe ich ganz unbedarft beim Bäcker, warte bis sich die Menschentraube vor mir langsam in Wohlgefallen auflöst und zufrieden drein blickende Menschen den Laden mit vollen Tüten verlassen. Hinter mir entsteht eine Lücke von ungefähr einem halben Meter. Ich denke mir nichts dabei und freue mich, dass kein fremder Mensch mir so nah auf die Pelle rückt. Ihr kennt sicher die Sache mit dem eigenen persönlichen Bereich um sich herum. Gerade wenn sich lange Schlange an Kassen oder Theken bilden, neigen doch die ein oder anderen Personen dazu, Ihren Bauch fast an den Rücken oder den Hintern des Vordermanns/frau zu pressen, weil es ja dadurch vielleicht schneller voran gehen könnte. Ich hasse das und mache in diesem Fall immer einen festen beherzten Schritt nach hinten und treffe mit 100%iger Wahrscheinlichkeit genau den Mittelfußknochen des hintendran Stehenden. Mittlerweile bin ich Profi-Fußtreter und habe mich schon soweit professionalisiert, dass ich es schaffe, fast mein gesamtes Körpergewicht bei dieser Aktion auf den zurücktretenden Fuß zu verlagern. Mit betroffenem Blick drehe ich mich um und sage dann laut: “Ach herrje das tut mir aber jetzt leid. Ises schlimm? Sie haben aber auch dicht hinter mir gestanden!“ Meist schaue ich dabei in ein ziemlich schmerzverzehrtes Gesicht, während meine innere fiese Fee vor Schadenfreude Purzelbäume schlägt.
Beim Bäcker blieb diese Situation aus. Obwohl hinter mir sehr wohl noch andere Menschen warteten, um Ihre Backwaren zu erwerben. Aus den vorderen Reihen der Schlange löste sich ein Mann und kam mir entgegen. „Ach neeee… ich dachte Du backst Dein Brot immer selbst, Tanja?!“, sagte er grinsend. Mein alter Freund Markus, den ich schon seit dem Kindergarten kenne, umarmte mich herzlich und trat dann spontan einen Schritt zurück. „Uhhhh….!“, sagte er und wedelte theatralisch mit der Hand in der Luft hin und her. „Was ist das denn für ein neuer Damenduft den Du da trägst?“ Irritiert schnupperte ich an mir und wechselte mal eben die Farbe von blassrosa über rot bis zu bordeauxfarben. Peinlichkeit kennt keine Grenzen!
Bevor ich nämlich das House verlassen habe, weil ich merkte, dass ich kein Brot mehr zu House hatte, habe ich schon mal alles für diese ultra leckeren Herbst-Sandwichs vorbereitet. Käse gerieben, Speck geschnitten und Rosenkohl mit Zwiebeln angebraten. Letzteres hat natürlich einen gewissen Kochnebel hervorgerufen, der sich ganz heimlich, still und leise wie eine Tröpfchen-Infektion auf mir niedergelassen hat. So, und nun stand ich beim Bäcker und habe wahrscheinlich den halben Laden mit meinem „Eau de Rosenkohl-Zwiebel-Odeur“ zugenebelt. Kein Wunder, dass alle Pellenrücker hinter mir gefühlt einen Kilometer Abstand gehalten haben…
Zum Glück kam ich relativ schnell dran und bin ohne nach rechts und links zu schauen aus dem Laden gestürzt. Als ich die Tür vom Auto öffnete, wurde mir das ganze Ausmaß meiner Dunstwolke noch mehr bewusst, denn hier war der „Kohldampf“ in der Zeit, die ich beim Bäcker verbracht habe, konserviert worden.
Aber ich hatte ja noch meine Herbst-Sandwich-Mission zu erfüllen und habe anstatt zuerst zu duschen und mich umzuziehen erst einmal mein Essen fertig zubereitet. Auf noch ein bisschen mehr Essensgeruch am Körper kam es dann auch nicht mehr an. Und soll ich Euch was sagen? Ich habe mich sogar stinkend an den Tisch gesetzt und mit einem riesen Genuss dieses Rosenkohl-Sandwich gegessen. Ich hatte aber auch einen Kohldampf! Und leeeeeecker war’s! Ach ja: und wegen des weiter oben angesprochenen „Dampfs“ nach dem Verzehr von Rosenkohl, empfehle ich ein bisschen Kümmel beizugeben.
Falls Ihr jetzt Appetit auf einen herzhaften Herbstsnack bekommen habt, dann solltet Ihr das unbedingt nachmachen! Falls Ihr unter Kohldampf leidet übrigens auch! Und falls Euch der andere Kohldampf stört, dann wechselt vor dem Verlassen der Wohnung auf jeden Fall die Kleidungsstücke und reißt alle Fenster weit auf.
- 8 Scheiben kräftiges Bauernbrot
- 400 g Rosenkohl geputzt und fein geschnitten
- 1 große Zwiebel in kleine Würfel geschnitten
- 200 g dünn geschnittener Speck
- 150 g geriebener Gruyere Käse
- 1 TL Zucker
- Dijonsenf
- Olivenöl
- Butter
- Kümmel nach Belieben
- Heizt den Backofen auf 200 Grad vor.
- Das Öl kurz erhitzen und darin die Zwiebelwürfel glasig anbraten.
- Den Rosenkohl und den Zucker dazu geben und für knapp 5 Minuten andünsten und zur Seite stellen.
- Den Speck kurz in einer Pfanne ohne Beigabe von Fett anbraten und ebenfalls zur Seite stellen.
- Die Brotscheiben dünn mit Dijonsenf bestreichen.
- Brotscheiben zuerst mit Rosenkohl und dann mit dem gebratenen Speck belegen. Wer mag streut ein wenig Kümmel auf den Rosenkohl.
- Zum Schluss den geriebenen Käse darüber streuen und mit einer weiteren Brotscheibe verschließen.
- Die belegten Brote von außen dünn mit Butter bestreichen und in einer Grillpfanne oder im Kontaktgrill knusprig grillen.
- Danach kommen die Brote für 3 Minuten in den vorgeheizten Ofen, bis der Käse geschmolzen ist.
- Noch warm servieren.
Ich gehe jetzt mal einen Duftbaum fürs Auto kaufen. Gibt’s die Duftrichtung „Fischmarkt“ eigentlich schon im Handel?
Es grüßt Euch (mittlerweile wieder nach einer taufrischen Frühlingswiese duftend)
aus dem House No.15