{Du Alte Wutz…was ein Glück, hab ich Schwein gehabt}
Platon behauptete ja, dass drei Teile der menschlichen Seele im Gleichgewicht sein müssen, damit der Mensch glücklich sei: Vernunft, Wille und Begehren.
Heute heißt es, dass jeder seines Glückes Schmied ist und das Glück ein Zusammenspiel von bewusst getroffenen Entscheidungen und Zufällen ist. Es gibt also das Lebensglück, das durch Faktoren wie Liebe, Familie, Beruf, Finanzen und Freizeit bestimmt ist und das Zufallsglück, das ganz unerwartet und plötzlich vor deiner Tür steht.
Am heutigen MEATwoch möchte ich von meinem kürzlich mir widerfahrenen Glück berichten und wie es sich zusammensetzt:
Glück No.1: Mein persönlicher Messer-Dealer stattete mir einen Housebesuch ab, unter dem Arm eine schwarze Tasche und ein breites Grinsen auf dem Gesicht.
„Was grinst Du denn so?“
„Alte Wutz!“ schleuderte er mir entgegen.
„Sag mal geht’s noch?! Spielen wir jetzt: >>Gib mir Tiernamen<<?“ „Eigentlich eine gute Idee…,“ murmelt er, während er in der schwarzen Tasche kramt.
„…aber leider ist der Name „Alte Wutz“ schon vergeben und kann in diesem Spiel für Dich nicht mehr verwendet werden…sehr schade übrigens!“ fügte er noch an, während er zwei Bilderbuch-Koteletts aus dem Papier wickelt, das er zuvor aus der Tasche geholt hat. „Darf ich vorstellen: Alte Wutz,“ dabei drückt sein Zeigefinger ins Fleisch, „und Alte HouseDame“, sein Zeigefinger sticht mir in die Seite. Seine Mundwinkel ziehen sich von einem Ohr bis zum anderen, während ich empört nach Luft schnappe.
Wenn ich dieses Fleisch in diesem Moment nicht als das vollkommene Glück No.2 empfunden hätte, wäre eine Aneinanderreihung von unschönen Wörtern auf ihn eingeprasselt. Aber der Anblick dieser Fleischstücke, hat mir zu sehr die Freude in die Glieder gejagt, als dass ich mir das durch solche Bemerkungen hätte vermiesen lassen. Vor mir liegen also zwei dicke Koteletts mit schöner fetter Schwarte und gleichmäßiger Marmorierung. Glück No.2 ist also pures Zufallsglück, denn damit konnte ich ja wirklich nicht rechnen.
Glück No.3: Der Messer-Dealer ist just an diesem Tag mit Heiko Brath aus Karlsruhe zusammengetroffen.
Heiko ist Inhaber der Metzgerei Brath und hat den elterlichen Betrieb seit 1998 mit seiner Frau Heike übernommen. Hier ist die Liebe zum Handwerk noch wirklich großgeschrieben, man arbeitet mit Herz und Leidenschaft und hat sich ein Netzwerk aus regionalen Bauern und Lieferanten aufgebaut. So etwas zeigt sich natürlich auch in der Qualität der Ware, die hier über die Verkaufstheke wandert.
Glück No.4: Heiko kam irgendwann auf die glorreiche Idee einen Schweinerücken zu reifen. Neben seinem Dry-Age Beef hing dann also ein Stück Borstenvieh und reifte zuerst eine, dann zwei, dann drei und letztendlich 4 Wochen vor sich hin, ohne dass der Metzgermeister wusste, was passieren würde. Es war ein Test. Und genau dieser Test ist geGLÜCKt, die „Alte Wutz“ ward geboren und kurz darauf patentiert.
Voraussetzung für so eine Fleischqualität ist natürlich die Aufzucht der Tiere. Von der Haltung bis zum Futter geht es den Wutzen der schwäbisch-hällischen Erzeugergemeinschaft, mit der die Metzgerei Brath schon jahrelang zusammenarbeite, einfach saugut.
Glück No.5: Ist in diesem Fall, dass ich kein Vegetarier bin, was eindeutig in die Kategorie Lebensglück fällt.
Glück No.6: Der Messer-Dealer ist nicht nur geschickt im Umgang mit Messern, sondern macht auch am Herd eine wirklich gute Figur, so dass ich mich um die Schweinerei gar nicht groß kümmern musste. Ausnahmsweise- ich betone: a u s n a h m s w e i s e (!) habe ich mich an diesem Tag mal auf die klassische Rollenverteilung „ER Fleisch“, „SIE Salat und Abwasch“ eingelassen. Zum einen hatte ich Hunger und zum anderen muss man sich ja auch mal etwas zurücknehmen können, damit die Herren der Schöpfung nicht völlig frustriert sind.
Glück No.7: Die Sonne scheint und es ist 30 Grad warm draußen. Also fallen warme Beilagen zum Kotelett deshalb schon mal weg, es soll ja einen sommerlichen Touch haben.
Glück No.8: Ich habe genau an diesem Tag frischen Queller vom Fischhändler geschenkt bekommen, allerdings wusste ich bis zum Zeitpunkt des Eintreffens der Alten (Messer-Dealer) Wutz nicht was ich damit anstellen sollte.
Glück No.9: Die Kartoffeln sind kurz vorm Keimen und müssen verarbeitet werden.
Glück No. 10: Ich bin im Besitz von bestem griechischem Zitronen-Olivenöl.
Und jetzt mischen wir Glück No.8-10 im Glücksrad zu einem sommerlichen Zitronen-Kartoffelsalat mit Queller. Rezept hier:
- 800 g festkochende Kartoffeln
- 150 ml Gemüsebrühe
- 1 Bund Frühlingszwiebeln
- 1 unbehandelte Zitrone Saft und Abrieb
- Antikleia Zitronen-Olivenöl
- Salz, Pfeffer
- 130 g Queller
- 30 g Butter
- Die Kartoffeln waschen und 25-30 Minuten gar dämpfen.
- Schälen, etwas ausdampfen lassen und in Scheiben schneiden.
- Die Zwiebeln fein schneiden, zu den Kartoffeln geben und mit heißer Brühe, dem Senf und Zitronensaft sowie -abrieb vermengen.
- Ca. 10 Minuten ziehen lassen und nach Bedarf noch etwas Brühe zufügen.
- Queller gründlich verlesen, bräunliche Partien entfernen. Dann in kaltem Wasser waschen, in einem Sieb gut abtropfen lassen und auf einem Küchentuch trocken tupfen.
- Butter in einer beschichteten Pfanne erhitzen und den Queller darin bei mittlerer bis starker Hitze 2-3 Minuten garen.
- Queller klein schneiden und zu den Kartoffeln geben.
- Anschließend das Zitronenöl untermengen und mit Salz und Pfeffer abschmecken,
Glück No.6 stelle ich Euch hier zum Beweis und erkläre Euch was der Messer-Dealer mit der Alten Wutz angestellt hat:
- 4 dicke Koteletts von der Alten Wutz von Heiko Brath
- Fleur de sel
- Pfeffer
- Den Backofen oder Grill bis 120°C vorheizen.
- Die Schwarte dünn abschneiden, dabei darauf achten nicht in das Fett zu schneiden.
- Im Grill/Backofen bis zu einer Kerntemperatur von 42.47°C garen, dann den Grill hochdrehen und von beiden Seiten sehr heiß angrillen (wer im Backofen vorgearbeitet hat, bitte die Pfanne benutzen!)
- Die Kerntemperatur der Alten Wutz sollte am Ende bei 54-58°C liegen.
- Jetzt vom Knochen lösen und in Tranchen schneiden.
- Mit Salz und Pfeffer nach Belieben würzen.
- Die Schwarte nebenher bei mittlerer Hitze im Ofen so lange grillen bis sie "aufpoppt" und zum Fleisch, bzw. zur Beilage servieren.
Glück No.11: Ich habe ein grandioses saftiges Stück Schweinefleisch auf meinem Teller vor mir, knabbere krosse Schwarte und schwebe auf der sommerlichen Zitronen-Kartoffelsalat-Wolke…
Ich finde mit 11 Punkten Glück in kürzester Zeit, ganz unverhofft an einem Tag, kann man echt zufrieden sein!
Tja, da hat alte Platon wohl tatsächlich Recht gehabt, denn: Die Vernunft hat mich dazu verleitet abends zu House zu bleiben (sodass ich den Messer-Dealer samt Alte Wutz empfangen konnte), der Wille hat mich dazu getrieben vorher noch nichts zu Essen (was aber vielmehr daran lag, dass ein Strandurlaub in nächste Nähe rückt- es war also eher Zufallsglück) und das Begehr… nun… darüber schweige ich mich jetzt aus….
Abschließend kann ich sagen, dass es ein rundherum GLÜCKlicher Abend war und dazu hat Heiko Brath, mit seiner Alte Wutz, maßgeblich beigetragen.
Wer mal in Karlsruhe ist, sollte also unbedingt einen Abstecher in die Metzgerei Brath machen und sich etwas Alte-Wutz-Glück mit nach Hause nehmen. Zu jedem Kauf der alten Wutz gibt’s übrigens eine großartige „Gebrauchsanleitung“:
Hier die Adresse meines MEATwoch-Glücks-Lieferanten:
Heiko Brath
Metzger| Grillmeister| Macher
Klauprechtstr. 25
76137 Karlsruhe
Tel. 0721.358060
Mail: info@metzgerei-brath.de
Web: metzgerei-brath.de
In diesem Sinne, immer schön bereit sein: das Glück lauert überall…
Eure
aus dem House No.15
P.S. Da die Alte Wutz schnell und vor allem warm(!) verspeist werden wollte, waren das heute hier einfach mal ein paar schnelle Fotos aus der Hüfte. Das Begehr war einfach zu groß, um zu viel Zeit fürs Fotografieren zu verschwenden… Ihr versteht das, oder? ;)
Messer: Friedr. Dick
Zitronen-Olivenöl: Antikleia Olivenöl von Rudi Braun