{ … über Gin Tonic Experten… }
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(Achtung dieser Beitrag enthält alkoholverherrlichende Inhalte!)
Es ist mal wieder an der Zeit sich der flüssigen Nahrung im Glas zu widmen.
Nach den diversen Beispielen hier auf der Seite, wie man eine Gin (Tonic) pimpen kann, wurde ich jetzt schon des Öfteren gefragt, wie es denn dazu kam, dass ich mich so auf dieses hochprozentige Getränk eingeschossen habe.
Hier also meine Geschichte, wie auch ich zum Gin Tonic Klugscheißer wurde:
Den Anfang machte vor knapp 20 Jahren eine Freundin, die damals beschloss, dass ab sofort nur noch Alkohol, durch den man durchschauen kann, in ihr Glas kommt.
Sie war der festen Überzeugung, dass sie von Bier, Wein und Sekt am nächsten Tag immer einen fiesen Schädel hatte.
Ich war da ja schon immer eher wahllos, erklärte mich aber natürlich an den Abenden mit ihr solidarisch und schloss mich den Wodka- und Gin-Orgien an. Meist pur und unverdünnt. Wenn verdünnt, dann ausschließlich mit Tonic.
Da wir uns im Laufe der Jahre leider etwas aus den Augen verloren haben und ich natürlich trotzdem weiterhin gerne die hiesige Barkultur pflegte, war es immer ein Vergnügen zwischen all den dünn gesäten Damen an der Bar, die meist Weinschorle, Prosecco und Aperol-Spritz bestellten, einfach mal knackig: „Einen Gin-Tonic, bitte!“ rauszuhauen.
Das ging vor einigen Jahren auch noch ganz einfach und unkompliziert. Man bestellte und das gewünschte Getränk wurde einem auf einer kleinen Papierserviette auf den Bartresen gestellt.
Irgendwann wurde es komplizierter.
Es war vor ca. 5 Jahren, als meine Freundin und ich uns in einer angesagten Frankfurter Bar trafen, um auf ihre gelungene Scheidung anzustoßen. Ich sage nur: es ging um seeeehr viel Geld….
Ich war in einen stylisch fließenden schwarzen Overall gehüllt und lehnte mich so lässig wie möglich an die Bar. „Zwei Gin Tonic!“ hauchte ich dem Barkeeper entgegen.
Der zog die Augenbrauen hoch und sah mich fragend an.
„Gin Tonic! Zwei! B i t t e!“ blökte ich ihm entgegen, da ich davon ausging, dass er bedingt durch die laute Musik in der Bar meine Bestellung akustisch nicht verstanden hatte.
„Schnucki, ich bin nicht schwerhörig! Welchen Gin willste denn?“
Schnucki???? Pfff….
Der Herr des Tresens schob grinsend eine Karte zu mir herüber. Hier waren knapp 28 verschiedene Gins und gefühlt 15 Tonic Sorten aufgeführt.
Wann hatte ich bitte verpasst, dass man eine Bachelor-Arbeit über Gin Tonic verfasst haben muss, bevor man sich einfach mit dem hochprozentigen Zeug wegschießen kann?
Wie es eben so häufig in angesagten Szenebars üblich ist, spart man dort mit heller Beleuchtung. Mein Teint findet das immer grandios, meine Augen haben da allerdings ein paar Schwierigkeiten.
Da ich also in dieser diffus beleuchteten Location die Karte nicht richtig entziffern konnte, beugte ich mich weit über den Tresen in Richtung Barkeeper und bestellte lasziv: „Wir nehmen einen Gin für erwachsene Frauen, die etwas Großes zu feiern haben. Überrasch uns!“
Der smarte Typ hinter der Bar nickte grinsend und wissend, hielt eine eckige Flasche hoch und sagte: „Zu dem trinkt ihr am Besten ein Thomas Henry-Tonic- das hat eine unglaublich tolle Kohlensäure.“
Ok… Wenn der Master der Getränke das sagt, wird es wohl stimmen.
Während dessen blies sich direkt neben mir ein Gockel auf, der leichte Beute in mir witterte.
„Soll ich Dir meine beste Gin Tonic Kombi verraten?“ Und schon rückte er näher.
In der Bar ist eine Frau ohne Gin-Diplom das, was früher das hilflose Frauchen am Straßenrand mit rauchendem Kühler an offener Motorhaube war. Zum Glück konnte ich schnell mit den zwei „Erwachsene-Frauen-Gin-Tonic“ zu meiner Freundin entschwinden.
„Hier!“ sagte ich und reichte ihr das Glas. „Das Tonic hat eine ganz tolle Kohlensäure…“
„Äh? Seit wann interessieren mich Luftblasen in einem Drink?“ kommentierte sie mit hochgezogener Augenbraue und fischte kurzerhand das Gurkengemüse aus dem Glas. Schließlich behindert das die Durchsicht…
An diesem Abend wanderte ein Haufen Gin und diverse Tonic Fläschchen aus Patagonien, der Schweiz, Berlin und und und zu uns über den Tresen und wir lernten unzählige Kombinationen mit unterschiedlichen Botanicals kennen. Die ungefähr gleiche Anzahl an Männern, die uns fast alle (unter anderem) Ihr Wissen zum Thema Gin Tonic näherbringen wollten, bekamen wir quasi dazu serviert.
Am Ende des Abends war mir schlecht. Nicht etwa von den Drinks, sondern vielmehr von den Gin-Bildungstrinkern um uns herum, die sich mit ihrem angelernten Halbwissen über „London“, „Dry“, „Old Tom“ und „Sloe“-Gin brüsteten, als wären das indogermanische Stämme, die sie jahrelang studiert hatten.
Gin Experten sind derzeit überall. Jeder möchte auf der Welle mitreiten.
Neuerdings wird vor einem Abendessen bei Freunden erst einmal die prall gefüllte Gin-Hausbar präsentiert und zum Tonic-Fläschchen-Paarungs-Bingo aufgerufen.
Dazu Ausrufe über passende Botanicals und der Frage ob man lieber Orangenzeste oder Pfefferkörner im Glas haben möchte.
Mittlerweile dient Gin-Fachwissen der sozialen Distinktion. Das richtige Tonic zum richtigen Gin, das sind soziale Codes, die heute scheinbar besser funktionieren als eine fette Rolex am Arm oder ein Autoschlüssel zu einer protzigen Karosse.
Die Ironie des Schicksals hat es wohl so gewollt, dass ausgerechnet der Wacholderschnaps zum Statussymbol unserer Zeit geworden ist, der in England als „Mother’s Ruin“ bezeichnet wurde. Schließlich war es früher die billigste Art sich treffsicher und ergebnisorientiert einen hinter die Binde zu kippen und wegzuschießen.
Vielleicht schlage ich meiner Freundin beim nächsten Treffen mal vor auf klaren Doppelkorn umzusteigen. Vielleicht ist das ja der nächste heiße Scheiß… abwarten!
Und da ich ja mittlerweile auch zu einer klugscheißenden Gin-Expertin geworden bin, habe ich Euch natürlich auch einen leckeren Drink mitgebracht: Gin Mule mit Heidelbeere.
(Weitere Gin-Rezepte findet Ihr hier)
- 4,5 cl Gin
- 3 cl Heidelbeersirup
- 2,5 cl Limettensaft
- 3 cl Ginger Beer
- 5-8 Heidelbeeren
- 1 Zweig Thymian
- Eiswürfel
- Thymian zur Dekoration
- In den Shaker Thymian, Limettensaft und Heidelbeersirup füllen.
- Mit dem Stößel die Zutaten zerstoßen und miteinander vermengen.
- Nach dem Muddlen Gin und Eis mit in den Shaker geben und schütteln.
- Zunächst durch das gröbere, dann durch das feinere Barsieb ins eiswürfelbestückte Glas gießen
- Das Glas mit Ginger Beer auffüllen.
- Heidelbeeren und Thymian ins Glas geben.
Viel Spaß beim Genießen!
Und immer daran denken:
>>WER NICHT GENIEßT, IST UNGENIEßBAR<<
Eure