Wenn morgens die Sonne hinter dem Hügel aufgeht und die Landschaft noch in einen sanften Nebelschleier gehüllt ist (ach wie kitschig klingt das denn!), dann sitze ich bereits mit einer Tasse Kaffee auf meiner Lieblingsbank und beobachte die Katze, die hier draußen irgendwo wohnt und nach Futter bettelt, während eine große Armee von Ameisen an mir vorbei zieht und alles Mögliche an Baumaterial und Leichen der Nacht wegschleppt. Schade, dass Ameisen keine Stechmücken fressen, dann hätte ich eine Sorge weniger und könnte morgens auch mal länger schlafen…ok- ich würde den spektakulären Sonnenaufgang verpassen. Sieht man Augenringe im gebräunten Gesicht eigentlich weniger? Ach egal! Es ist ja Urlaub und da kann man auch mittags mal ein entspanntes Nickerchen halten.
Heißt das neue Modewort nicht >>Entschleunigen<<? Versuch ich gerade. Klappt super!
Und besonders entschleunigend finde ich es im Ausland Lebensmittel einkaufen zu gehen. Obwohl auch hier Aldi, Lidl & Co. mittlerweile einen festen Platz in den Centro Commercials eingenommen haben, gibt es ihn noch. Den kleinen Tante-Emma-Laden mitten im Dorf. Hier heißt Emma wahrscheinlich Maria, aber Tante-Maria-Laden klingt komisch (eigentlich heißen diese Läden hier auch Alimentari). Während Maria ein Schwätzchen an der Tür mit Nachbarin Paola hält, räumen die Enkel Carlo und Lucca die Regale ein. Marias Mann Eduardo steht derweil in einer nicht mehr ganz so ansehnlichen Metzgerschürze hinter der kleinen Wurst- und Fleischtheke und legt in Würfel geschnittenes Wildschein in die Auslage. Stolz erzählt er mir dabei, dass sein Sohn das Wildschwein selbst geschossen hat und Wildschwein ja die Spezialität der Toskana sei. Papardelle al cinghiale heißt das typische Gericht auf den Speisekarten hier. Ich entscheid mich aber heute für frische Garnelen, dazu Risotto und gebratenes Gemüse.
Die Küche hier im italienischen House No.15 ist zwar ziemlich spartanisch eingerichtet, hat aber doch alles was man zum Kochen braucht. Vor allem einen wunderbaren Gasherd, mit dem ich heute gleich mal die Topflappen in Brand gesetzt habe, als ich den Topf vom Herd genommen habe…ups! Wenn ich mal in eine neue Küche investiere, dann auf jeden Fall mit Gasherd (und nebendran einen Feuerlöscher).
So, aber jetzt zu meinem Abendessen…
Der Tisch muss natürlich trotzdem schön gedeckt sein. Falls Ihr Euch wundert warum die Bilder im Hintergrund so milchig sind, das liegt am Moskitonetzt was ich kurzer Hand über den Tisch auf der Terrasse gehängt habe. Ich habe ja gerne Gäste am Tisch sitzen, aber die, die so blöde surrende Geräusche machen und mich dann zum Dank auch noch Stechen, brauch ich nicht dabei haben.
Und wenn dann nachher wieder die Sonne hinterm Berg verschwindet, beende ich den Abend wieder auf meiner Bank mitten im Niergendwo, höre den Grillen beim Zirpen zu, halte in der einen Hand mein Glas Wein und in der anderen meine Badeschlappe. Solltet Ihr gerade zufällig hier in der Nähe sein und lautes Fluchen aus der Dunkelheit hören, dann bin ich das, die sich durch ihr wildes nach Stechmücken Um-sich-schlagen den gesamten Wein über gegossen hat.
In diesem Sinne…SALUTE!
Eure
aus dem House No.15 (italienische Dependance)